IT-Sicherheit im Ernstfall
Damit das Licht anbleibt

Strom und Gas sind ein unverzichtbarer Teil unseres modernen Lebens. Damit die Energieversorgung auch in Krisensituationen funktioniert, arbeiten die Mitarbeiter der Netzleitstelle von Avacon rund um die Uhr – und simulieren intensiv den Ernstfall.
In dem Buch „Blackout“ schildert Marc Elsberg, wie in Europa durch einen Cyberangriff die Stromnetze zusammenbrechen. Was als Krisenszenario viele Leser unterhalten hat, wurde in der Ukraine vor einigen Jahren teilweise Realität: Hacker legten Teile der Stromversorgung auf der Krim lahm. Kann so etwas auch in Deutschland passieren? Sicher beantworten kann das wohl niemand. Gründe für einen Ausfall der Stromversorgung können vielfältig sein.
Intensives Krisentraining
In der Netzleitstelle trifft Avacon alle Vorkehrungen, um auf Krisensituationen vorbereitet zu sein. Teams für die Prozessdatennetze, für die technischen Systeme und die Krisenabwehrorganisation setzen sich tagtäglich damit auseinander. Sie simulieren unterschiedliche Fälle, immer mit der Frage: Wie würden wir uns verhalten? Plötzliche Gefahren werden identifiziert und Prozesse trainiert. Dazu führen Avacon-Mitarbeiter beispielsweise Penetrationstests durch, also simulierte Hackerangriffe aus verschiedenen Perspektiven – etwa Versuche, über das Internet oder das firmeninterne Netzwerk einzudringen, eine Attacke direkt aus den Räumlichkeiten und so weiter. Ein weiterer Sicherheitsfaktor: Das neue Leitsystem „eBASE“ von Avacon ist auf dem aktuellsten Stand der Technik. Darüber hinaus ist Avacon als Betreiber einer kritischen Infrastruktur gesetzlich verpflichtet, entsprechende Prozesse zur IT-Sicherheit zu etablieren, zu dokumentieren und von einem unabhängigen Auditor zertifizieren zu lassen. Zu den Krisenübungen gehören aber auch Szenarien rund um die Gasversorgung. Einen plötzlichen Blackout gibt es beim Gas zwar nicht, doch der Netzbetreiber spielt etwa Versorgungsausfälle durch lang andauernde, großflächige Lieferengpässe durch. Geht über die Störungshotline Gas ein Notruf ein, ist Avacon zudem verpflichtet, innerhalb von 30 Minuten vor Ort eine Erstsicherung zu gewährleisten.

Sicherheit für intelligente Messstellen
Die Energiewende und die damit verbundenen Veränderungen im Energiemarkt bringen weitere Herausforderungen mit sich: Schließlich beziehen zahlreiche Haushalte nicht nur Strom, sie speisen diesen auch ein. Um möglichst viel Grünstrom in die Netze aufnehmen zu können, muss Energie heute gemanagt werden – damit man zum Beispiel auch Batteriespeicher individuell ansteuern kann. Um die Technik in diesem Bereich zur Marktreife zu führen, realisiert Avacon in einem von fünf europäischen Piloten das Projekt InterFlex. Das Ziel: eine zentrale Steuereinheit in der Netzleitstelle zu etablieren, die kleine Erzeuger und Verbraucher steuert. Bei Avacon heißt diese Einheit, die aus Server und Software besteht, Smart Grid Hub.
Am Projekt InterFlex sind im Rahmen eines Feldtests rund 200 Teilnehmer im Raum Lüneburg beteiligt. Sie erhalten eine intelligente Mess- und Steuereinheit – sprich: einen digitalen Zähler und ein Kommunikationsgateway. Ein Einfallstor für Hacker? Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stellt sehr hohe Anforderungen an intelligente Messstellen. Avacon gewährleistet diese BSI–konforme Infrastruktur. Sie ist mindestens so stark gesichert wie die der Banken. Will jemand etwas an diesen intelligenten Messstellen zerstören, muss er schon mit dem Vorschlaghammer kommen. Die Gateways funktionieren absolut autark. Möchte ein Nutzer seine Daten abfragen, kann er eine Schnittstelle nutzen. Diese erlaubt nur einen lesenden Zugriff.
Für Krisenkommunikation gewappnet
Übrigens ist Avacon auch seitens der Kommunikation für den Krisenfall gerüstet: Alle Katastrophenschutzstäbe der Landkreise im Netzgebiet erreichen Avacon über eigens dafür reservierte Telefonnummern und Satellitentelefone. Zudem informiert der Netzbetreiber online – über die Kommunalreferenten und zwei Hotlines – wenn es Strom- oder Gasstörungen gibt.
Für den Ernstfall gewappnet – Tipps zur Krisenkommunikation
Ob Stromausfall, Hochwasser oder Bombenalarm: Über ungewöhnliche Ereignisse muss informiert werden. Lesen Sie, was man dabei beachten sollte.
- Rund um die Uhr: Journalisten sind heute schnell wie nie. Möglich machen das etwa Bereitschaftsdienste und Social-Media-Kanäle. Mit ihnen gehen Nachrichten sofort um die Welt. Gibt es einen Katastrophenfall, sollte daher eine Erstmeldung mit den wichtigsten Informationen nach 20 Minuten veröffentlicht sein.
- Vorbereitung ist alles: Im Krisenfall muss es zügig gehen. Daher sollte die Kommunikationsbereitschaft in einer Kommune – schon bevor irgendetwas passiert – klar organisiert sein. Wer kommuniziert was, an wen, und wer vertritt einen, wenn man nicht da ist? Auch über Sprachregelungen sollte man sich einig sein. Damit am Ende gleiche Inhalte transportiert werden, etwa wenn sich zwei verschiedene Ansprechpartner zu einem Sachverhalt äußern.
- Argumente zählen: Gut ist, wenn man sich in der Historie der Kommune auskennt. So stehen einem gute Argumente zur Verfügung, mit denen sich der Vorfall einordnen lässt: Was hat es in der Vergangenheit bereits gegeben – kam schon mal ein ähnlich großer Störfall vor? Denn: Die eigenen Fachleute sind im Schadensfall meist im Einsatz.
- Pressekonferenz oder Twitter? Im Katastrophenfall wie einem Hochwasser kommt ein Bürgermeister nicht um eine Pressekonferenz herum. Ob man etwa über Twitter informieren möchte, hängt von der persönlichen Präferenz ab: Ist man in der Kommunikation über Social-Media-Kanäle geübt, steht dem nichts entgegen.
- Sicherheit gewinnen: Wer sein Team intern über die vorgesehenen Kommunikationswege informiert, ist auf Presseanfragen gut vorbereitet. Geht es vor die Kamera, sollte man sich vorher einen kurzen Moment nehmen und tief durchatmen. Es hilft auch, sich fünf wichtige Stichworte zu notieren – damit man nichts Wichtiges vergisst.
- Authentisch und transparent: Im Krisenfall sollte man keine rhetorischen Mittel nutzen, um Fragen auszuweichen. Es gilt: ehrlich sein und keine Mutmaßungen äußern. Besser man sagt nur, was sicher ist, solange die Ursache eines Vorfalls unklar ist.
Erfahrungen mit Krisenkommunikation
In der Stadt Seelze in der Region Hannover wurde vor fünf Jahren eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft, die Einheitsgemeinde Biederitz im Landkreis Jerichower Land hatte 2013 mit dem Elbhochwasser zu kämpfen. Der Seelzer Bürgermeister Detlef Schallhorn und Kay Gericke, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Biederitz, berichten von ihren Erfahrungen mit der Krisenkommunikation.