Interview mit Torsten Petersen
Lebenswerte Stadt

Verantwortung übernehmen, Lösungen gemeinsam finden: Torsten Petersen, Bürgermeister der Stadt Lüchow im dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, bearbeitet ein breites Spektrum von Aufgaben.
Herr Petersen, gibt es für Sie als Bürgermeister eine Aufgabe, die unter allen hervorsticht?
Nicht, wenn man an einzelne Maßnahmen denkt. Aber sehr wohl, wenn es um Ziele und übergeordnete Aufgaben geht. Damit Lüchow attraktiv bleibt, wollen wir unserer Stadt Perspektiven aufzeigen. Für die Einwohner soll es eine gute Infrastruktur und bezahlbaren Wohnraum geben, und die Wirtschaft soll nach der Corona-Pandemie wieder auf die Beine kommen.
Sie wollen Wohnraum fördern und die Stadt soll im demographischen Wandel bestehen – welche Instrumente stehen Ihnen dabei zur Verfügung?
Ein gutes Angebot an Wohnraum bereitzustellen ist langwierig und im Grunde eine Daueraufgabe, bei der man am Ball bleiben muss; vieles ist keine originäre Aufgabe der Kommune. Wir versuchen, für Lüchow Bauplätze herzustellen, wo dies möglich ist, wir erfassen Leerstände, auch bei Geschäften, und erstellen ein Baulückenkataster. Hier und da lässt sich die Nutzung verdichten, aber Grünbereiche sind für die Lebensqualität ebenso wichtig. Dazu gibt es bereits konkrete Pläne für 2022. Preiswerter und bezahlbarer Wohnungsbau bleibt trotz unserer begrenzten Haushaltsmittel immer ein Thema. Und je mehr Landkreis und Stadt zusammenarbeiten, umso besser ist es.

Welche Rolle spielt die Wirtschaft in der kommunalen Entwicklung?
Eine zentrale, ganz klar. So hat Lüchow zwei Gewerbegebiete, eines davon ist noch relativ neu. Wir können noch Flächen anbieten, und wir freuen uns, dass uns dafür Anfragen vorliegen. Sie kommen aus verschiedenen Branchen, aus Handwerk, Industrie und Logistik.
Im Übrigen ist auch der Tourismus in diesem Zusammenhang ein Thema. Ob es um Besucher des Ganzjahresbads geht, die aus der näheren Umgebung kommen, um Radfahrer, die unsere Region kennlernen wollen, oder um durchreisende Gäste mit Auto oder Wohnmobil, sie können bei uns die Region entdecken, und sie helfen insbesondere der Corona-geplagten Gastronomie.
Stabilisieren Wohnungsbau und Gewerbeansiedlung die Einwohnerzahl?
Ja, das ist der Fall. Die langfristigen Prognosen haben vorhergesagt, wir würden bis zu 20 Prozent der Einwohner verlieren. Dass die Zahlen stagnieren und nicht sinken, ist insofern ein Erfolg. Wir konnten dem Abfluss und Wegzug entgegenwirken. Die Wirtschaft braucht auch weiterhin Zuwanderung. Wir stellen fest, dass ländliche Regionen wieder attraktiver geworden sind. Hier lebt man gern.
Ist die Digitalisierung in Lüchow und im Kreis eine große Herausforderung?
Ja, es gibt immer noch weiße Flecken. Doch der Landkreis hat eine eigene Gesellschaft gegründet und bereits mehr als 80 Millionen Euro in die Breitbandverkabelung investiert. Die entstehende leistungsfähige Infrastruktur kommt Gewerbe und Schulen und allen Kommunen zugute. Wir hoffen und erwarten, dass der Digitalpakt der Bundesregierung in den kommenden zwei oder drei Jahren weitere Fortschritte bringt.
Als Techniker kennen Sie sich auch in Energiefragen aus. Ist die Energiewende in Lüchow angekommen?
Jeder, der heute baut, stellt sich diese Fragen. Vorschriften und Förderprogramme des Bundes bestimmen da mit. Man muss kein Freund zentraler Energielösungen sein, doch an erneuerbaren Energien, ob Photovoltaik auf dem Dach oder der Wärmepumpe im Neubau, auch in größeren Einheiten, kommt man heute nicht vorbei. Bei einer grundlegenden Modernisierung bieten sich ebenfalls Möglichkeiten, den Energiebedarf eines Gebäudes zu senken und regenerative Energieträger einzubeziehen. Auf kommunaler Ebene spielt unsere Energiezukunft insbesondere im Verkehrssektor eine große Rolle.
Wie steht es um die Elektromobilität in Lüchow und im Kreis?
Wer auf dem Land elektrisch fährt, lädt sein Auto meist daheim, besonders komfortabel in der eigenen Garage. Für den Tourismus sind insbesondere Ladestationen für E-Bikes wichtig. Avacon hat als Netzbetreiber dazu beigetragen, die Region aufzuwerten. Im Landkreis passiert viel für die Bewohner. Mit Carsharing-Modellen kann es gelingen, das Auto auf vielen Strecken zu ersetzen oder das Zweitauto überflüssig zu machen. Ein Gewinn für Klima und Region.