Stefan Hübner von der SVG Lüneburg
"Musik ist ein Energyraiser"

Viermal war er Volleyballer des Jahres und seit 2014 trainiert Stefan Hübner das Bundesliga-Team der SVG Lüneburg, die LüneHünen. Von Anfang fühlte er sich im Führungsteam mit Andreas Bahlburg und Bernd Schlesinger so wohl, dass der neue Coach damals gleich das erste Spiel mit der Mannschaft gewann. Mehr über seine persönlichen Highlights mit den LüneHünen und den Fans verriet er im Interview „Vernetzt in Lüneburg“.
Bitte beschreiben Sie sich selbst mit drei Worten!
Zielstrebig, klassischer Zwilling – mit zwei Gesichtern, wissbegierig
Seit wann sind Sie der Trainer der LüneHünen und wie kam es dazu?
2012 habe ich meine Spielerkarriere beendet und war direkt danach Co-Trainer der Nationalmannschaft. Ich hatte immer schon Lust, im Trainerbereich weiterzumachen. Es gab jedoch noch einen Versuch, wieder selbst zu spielen. Aber letztendlich habe ich dann in der Saison 2012/2013 als Trainer bei der Zweitliga-Mannschaft Solingen angefangen. Lüneburg und Solingen lagen damals eng hintereinander in der Tabelle. Und in dieser Zeit habe ich schon die Stimmung in der Gellersen-Halle gemocht. Nachdem dann Lüneburg in die 1. Liga aufstieg und ein Nachfolger für Michael Merten gefunden werden musste, sprach mich Bernd Schlesinger an, der früher mein Trainer in meiner aktiven Zeit bei Norderstedt war. Von Anfang an hatte ich bei den Gesprächen mit ihm und Andreas Bahlburg ein gutes Gefühl. Das Führungsteam passt einfach super zusammen. Dennoch war es kein einfacher Schritt – vom Rheinland in die Hansestadt. Im ersten Jahr lebte ich mit meiner Frau in einer möblierten Ferienwohnung. Mittlerweile fühlen wir uns sehr wohl und sind zu Hausbesitzern geworden. Man hat uns die Chance gegeben, hier länger bleiben zu können. Im Leistungssport ist das ja nicht unbedingt normal.
Was war Ihr persönliches Highlight in den letzten sieben Jahren?
Wahrscheinlich das Pokalhalbfinale in Hamburg - dieser Moment, in dem wir uns für das Finale qualifiziert haben. Auch in den Spieleraugen war das zu sehen. Aber auch die Arbeit Woche für Woche bringt mir Freude: Gruppen zu formieren, neue Systeme kennen zu lernen und aufzubauen und natürlich das Team zu entwickeln.
Wie halten Sie bei Ihrer Mannschaft den Energielevel?
Mir ist wichtig, dass auch immer ein wenig Spaß im Training dabei ist. Weniger stupide Abläufe, sondern immer neue Reize schaffen. Das gelingt zum Beispiel mit Musik zu Anfang des Trainings – das ist einfach ein Energyraiser. Und in der grauen und trüben Zeit, im Januar nach den Play-offs, verbringen wir mit dem Team auch viel Zeit außerhalb. Ich probiere gerne neue Dinge aus, versuche mutig zu sein und keine Langweile aufkommen zu lassen.
Was zeichnet die Mannschaft – abgesehen vom spielerischen Können – besonders aus?
Gegen uns kann es unangenehm werden, denn auch bei großem Rückstand kommen wir immer wieder zurück. Wir wühlen in der Abwehr, geben keine Bälle verloren und zeigen immer großen Kampfgeist. Vielleicht fehlen uns die Stars, aber das wird über das Kollektiv gelöst. Der Teamgedanke wird großgeschrieben.
Über welchen Sieg haben Sie sich besonders gefreut und warum?
Wahrscheinlich war es mein allererster Sieg als Trainer der LüneHünen – der hat von Anfang an den Ton gesetzt und eine erfolgreiche Richtung aufgezeigt. Es war wie eine Initialzündung. Das ist mir voll in der Erinnerung geblieben. Und natürlich der Einzug ins Pokalfinale.
Und Ihr „Angstgegner“?
Wir versuchen, immer ganz neutral in jedes Spiel zu gehen. Für Fans und die Presse ist dieser Begriff wichtiger als für uns selbst.
Welches Ziel haben Sie sich für diese Saison gesetzt?
Das hat man ja nie in der Hand. Es kann so viel dazwischenkommen wie zum Beispiel Verletzungen oder eben auch die Performance der anderen Mannschaften. Der Weg oder der Prozess ist entscheidend, aber dennoch setze ich uns einige Leuchtturmziele. Letztlich ist das wichtigste, dass wir uns als Team entwickeln über die Saison. Das zählt vielleicht sogar mehr als der Tabellenplatz.
Was hat in dieser Saison hohe Priorität im Trainingsplan?
Wir schauen immer, wie es gelaufen ist. Aktuell gilt es, das Angriffsspiel zu verbessern. Im Volleyball muss es einfach nach vorne gehen. Im letzten Jahr fehlte uns da etwas, aber dieses Jahr sind wir schon gut dabei.
Auf was können sich die Fans in dieser Saison besonders freuen?
Dass wir wieder den direkten Kontakt aufnehmen können. Es motiviert die Fans, wenn sie die Spieler persönlich kennen. Und andersherum uns natürlich auch.
Was zeichnet die Fans der LüneHünen im besonderen Maße aus?
Sie sind besonders fair. Sie unterstützen uns und gehen mit Niederlagen super um. Natürlich leiden sie auch, aber man kriegt nie einen auf den Deckel. Es ist eine ganz tolle Truppe, die bei Heimspielen mit anpackt und sich für Auswärtsspiele sogar Urlaub nimmt. Nach den schwierigen Jahren der Krise freuen wir uns jetzt total auf den Kontakt.
Was ist Ihr Lieblingsort in Lüneburg (und Umgebung), um neue Energie zu tanken?
Unser Garten im Hanseviertel. Aber ich mag es ebenfalls, am Wasser zu sein. Daher auch alles im Bereich vom Stint. Zum Beispiel das Café Anna.
Und der perfekte Ort, um sich zu vernetzen?
Die Sporthalle. Seit meiner Kindheit hat immer alles in der Sporthalle stattgefunden.
Wem würden Sie am liebsten den Strom für 24 Stunden abdrehen?
Allen! Und dazu noch die elektronischen Geräte wegnehmen. Vielleicht sogar länger als 24 Stunden. Wir sind heutzutage so abhängig von all dem – man hat fast das Gefühl, die Geräte kontrollieren uns.
Das Lüneburger Leitungswasser hat eine spitzenmäßige Qualität. Wie pimpen Sie dieses am liebsten zum Trinken auf?
Ich trinke es pur. Und nur noch Wasser aus der Leitung – die ganze Familie.
Was wünschen Sie sich für das Lüneburg der Zukunft?
Dank der vielen Studenten boomt und wächst die Stadt. Ich wünsche mir, dass das Flair Lüneburgs dennoch erhalten bleibt und wir die Gratwanderung schaffen, den Charme zu wahren und dabei modern zu bleiben. Zudem sollten weitere Freizeit- und Sportangebote geschaffen werden.
Weitere Interviews
mit Menschen, die Lüneburg Energie verleihen